Donnerstag, 9. Juni 2016

Das betäubende Scheusal




„Die Seele aller Wesen ist ihr Duft“
Dieses Zitat stammt aus dem Buch „Das Parfum“ welches von Patrick Süskind geschrieben und 1985 veröffentlicht wurde.
Jean-Baptiste Grenouille wird Mitte des 18. Jahrhunderts in Paris geboren. Eigentlich hätte er eine Todgeburt wie die anderen Kinder seiner Mutter sein sollen, doch er wollte leben und brachte damit seiner Mutter den Tod. Doch etwas stimmt mit dem Kind nicht. Es ist anders als die Anderen, denn es hat ein Talent. Es hat einen perfekten Geruchssinn, obwohl er selbst geruchslos ist. Sein Leben richtet sich ganz nach dem Duft der Dinge und schließlich landet er auch im Reich der Parfums:  Beim Parfümeur Baldini, der sein Talent erkennt und durch seinen guten Geschäftssinn ausnutzt. Doch Grenouille reicht dies nicht aus genug und möchte lernen jeden Duft zu konservieren. Er reist deswegen nach Grasse um dort schlussendlich das perfekte Parfum erschaffen zu können.

„Das Parfum“ ist einer der erfolgreichsten Romane der heutigen Zeit und ist weltweit anerkannt und bekannt, obwohl vom Autor selbst nur wenig in die Welt getragen wurde. Doch umso unglaublicher ist das Werk von Patrick Süskind. Mit Jean-Baptiste Grenouille hat er einen Seelen und morallosen Charakter erschaffen, der beim Leser von Beginn an, eine Antipathie auslöst, die bis zum Ende nicht loslässt. Man ekelt sich, hat Angst, findet ihn seltsam, verabscheulicht ihn. Und dass macht Grenouille aus und zu einer interessanten und einmaligen Figur in der Literatur. Oft hat man das Gefühl der Ungewissheit gegenüber ihm und möchte wissen, wer Grenouille wirklich ist, und bleibt letzten Endes doch vor einem Rätsel stehen. Er ist der Meister der Düfte und hat einen perfekten Geruchssinn und kann damit alles riechen, doch alles andere bleibt verschlossen und unklar und bringt das gesamte dunkle Wesen dieses Protagonisten hervor. Ein Genie, ein Außenseiter und gleichzeitig ein Monster auf der Suche nach dem göttlichen Duft. Gefühlskalt kommt er daher und lässt uns die Welt durch seine Nase sehen, die nicht nur den schönen Düften gewidmet ist.
Süskind beschreibt die Geruchswelt sehr fröhlich und entspannend, arbeitet mit vielen Vergleichen und einer endlosen Anzahl von Adjektiven. Er setzt uns in die Zeit, die man selbst doch als so wunderschön empfindet, obwohl sie geruchstechnisch eine Zumutung für die Nase war. Im 18. Jahrhundert herrschte neben dem Prunk und der wunderschönen Welt der Düfte, gleichzeitig der ewige Geruch des Gestankes, der Verwesung und des Ekelerregenden. Er lässt die Zeit, in der Grenouille lebt, erwecken und bringt uns das Frankreich näher wie es wirklich war und nicht wie es zu dieser Zeit in unseren Herzen wahrgenommen wird.

Der Autor erzählt erklärend über die Parfümeure, die Kunst und über das Ansehen dieser modeabhängigen Branche und führt uns das Reich der Düfte nahe, wie ein Parfum entsteht, was es zu erfüllen hat und wie Düfte unsere Welt beherrschen. „Die Seele aller Dinge, ist ihr Duft.“  Atemberaubend und historisch wertvoll.
Die Handlung hat phantastischen wie historischen Hintergrund. Wir bekommen eine Darstellung eines Mörders, einer genialen Persönlichkeit und merken zugleich das Genie und Wahnsinn nah beieinander liegen und schier untrennbar sind. Ein vermittelt ein Bild einer ekelerregenden Zeit  und Grenouille´s  Geschichte von Geburt bis Tod erzählt, kommentiert und irgendwie selbst mit angewiderter Stimme diese kuriose Persönlichkeit schildert.  Alles zusammen findet seinen Höhepunkt in der absoluten Dekadenz des Menschen. Kritisch wird der Verfall von Moral beschrieben und Kritik an dem Leben geübt.  Das Ende der Geschichte wird übertrieben dargestellt und lässt den Leser erstaunen und bringt noch einmal den ganzen Ekel der Menschlichkeit zum Vorschein. Ein Höhepunkt und aussagekräftiger Abschluss eines innerlich zerbrochenen und wahnsinnigen Genies, der über Leichen ging um sein Werk zu vollenden.
„Das Parfum“ ist die Geschichte eines Mörders, eines genialen Wunders und zugleich ein historisches Werk über die Wahrheit der pompösen und doch stinkenden, wie wohlduftenden Zeit. Ein Meisterwerk,  verfasst von einem Genie.                                    
Eine Pflichtlektüre für jeden Literaturliebhaber!

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