Donnerstag, 9. Juni 2016

Filmrezension Das Parfum

Der einflussreiche und renommierte deutsche Produzent und Drehbuchautor Bernd Eichinger kooperiert mit einem der prominentesten, deutschen Regisseure  – mit Tom Tykwer. Zusammen setzten sie Patrick Süskinds Roman „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ in filmische Bilder um. Das Ergebnis ist eine Literaturverfilmung, die die Vorstellungen erfolgreich verwirklicht und der Originalvorlage in weiten Zügen treu geblieben ist. Jedoch stellt sich die Schwierigkeit dessen dar, dass solch ein Besteller immer verschieden interpretiert werden kann.

Paris, 1738, auf einem nach Tod und Verwesung stinkenden Fischmarkt bringt eine junge Frau klammheimlich Jean-Baptiste Grenouille zur Welt. Er besitzt die beste Nase Frankreichs und kann Millionen von Gerüchen meilenweit erschnuppern. Nach einer harten Kindheit in der Gerberei von Grimal trifft er auf den alternden Parfümeur Giuseppe Baldini, der sein Talent erkennt und als Gesellen einstellt. Unter Baldinis Anleitung lernt Grenouille, Düfte zu extrahieren und zu konservieren. Doch eines Tages merkt er, dass die Methoden seines Lehrmeisters beschränkt sind und z.B. den Duft eines Menschen nicht einfangen können. Aber genau das aber will der junge Parfümeurgeselle. Also begibt er sich in die Stadt Grasse, dem „Rom der Düfte“, wo er hofft, die geheimnisvolle Kunst der Enfleurage erlernen zu können, eine besondere Technik, mit der man sämtliche Düfte festhalten kann. War Jean-Baptistes Streben bis dahin eher ziellos, so gewinnt er auf der Reise nach Grasse eine für ihn schreckliche Erkenntnis: Alles um ihn herum riecht, nur er selbst besitzt keinen Geruch, weswegen er oft übersehen wird. Doch Jean-Baptiste möchte geliebt werden und beschließt deshalb ein Parfum zu erschaffen, dem keiner widerstehen kann. Seine wichtigsten Ingredienzien hierfür: der Duft dreizehn junger, unberührter und bildhübscher Mädchen. Auch auf die Tochter des Kaufmanns Antoine Richis, hat es Grenouille abgesehen.

Literaturverfilmungen sind oft kritisch zu sehen, da Personen die das Buch gelesen haben und somit auch die Charakter kennen, wissen wie sie denken, wie sie handeln und stellen sich dann auch dies im Kino vor. Einige Filme schaffen es, den Ton der Vorlage zu treffen, wissen die elementarsten Bestandteile zu extrahieren und weniger Wichtiges nebenbei zu erwähnen. Das Parfum zu verfilmen war eine große Herausforderung. Es trifft teilweise den Ton aber in manchen Stellen wohl eher nicht. Diese Gründe sind vielfältig.

Es wurde im Film sehr auf die Details geachtet. Penibel wurde darauf geachtet, ein möglichst getreues Bild vom Paris des 18. Jahrhunderts zu entwerfen, in dem es keine Kanalisation gab und außerordentlich unhygienische Zustände herrschten. Durch den Dirt-Look bei der Geburt von Grenouille auf dem Pariser Fischmarkt der durch verrutschte Kleider, dreckige Gesichter und aufgestrubbelte Haare erschaffen wurde, wirkte die Szene sehr authentisch.



Einen glanzvollen Eindruck hinterlassen auch die schauspielerischen Leistungen des Akteurs. Der relativ unbekannte Ben Whishaw verkörpert die innere Reise und Entwicklung des Jean-Baptiste Grenouille vom Niemand zum Jemand mit Herzblut. Wie es das Original vorgibt, sind seinem Gesicht nur selten große Gefühlsregungen zu entnehmen, doch durch sein Handeln wird das Innerste immer deutlich. Seinen relativ geringer Redeanteil wird durch sein ausdrucksstarkes Agieren gekonnt kompensiert.

Jedoch sieht sich „Das Parfum“ einem grundsätzlichen Dilemma gegenüber. Die Welt der Düfte lässt sich im Kino nur schwer umsetzten. Wettgemacht werden soll das im Film durch hübsche Kamerafahrten in dunkle Nasenlöcher hinein, durch Makroaufnahmen von Rosenblüten und werbeähnlichen Bildern von anderen ausgewählten Duftprodukten. Schön anzuschauen zwar, doch den im Buch befindlichen, ellenlangen Beschreibungen von verschiedensten Gerüchen wird man damit dennoch nicht gerecht.

Zu bemängeln wäre das, wie es Buchkenner bemerken würden, das Grenouille eine zu freundliche Rolle zugespielt wurde. Im Buch wird er als viel heimtückischer, von Hass gegen die Menschen zerfressend beschrieben. Wie einen kleinen Teufel stellt man sich die beste Nase Frankreichs vor. Doch im Film ist er alles andere als hässlich und hinkend, wirkt eher mitleidserregend. Das Bild der Zecke, des Blutsaugers, das im Buch eine so zentrale Metapher ist, wird im Film nicht deutlich.

Fazit: „Das Parfum“, präsentiert sich mit einer prächtigen Optik aus schönen und dreckigen Bildern zugleich und bereitet damit den Nährboden für die Umsetzung eines großartigen Romans. Inhaltlich trifft die filmische Interpretation des Romanstoffes den Nerv der Geschichte nicht vollends, wirkt oft eine Spur zu artig. Trotz dessen ist es eine sehr gelungene Verfilmung, zumal es für die Regie eine Herausforderung war sich an solch ein Projekt zu wagen.

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