Der Roman “Das
Parfum“ von Patrick Süskind ist ein Werk der Postmoderne. Diese dienen häufig der
Unterhaltung des Lesers und zeichnen sich vor allem durch Intertextualität aus.
Dabei werden in einem Roman Bezüge zu anderen literarischen Werken gezogen, im
Parfüm beispielsweise zur Geschichte des Glöckners von Notre Dame und zur
Schöpfungsgeschichte aus der Genesis.
Zu allererst
gleichen sich die Geschichten im Ort des Geschehens, beide Handlungen finden in
Paris statt, jedoch in verschiedenen Zeitaltern. Patrick Süskinds Protagonist
Grenouille weist Bezüge zu Quasimodo, der Hauptfigur in „Der Glöckner von Notre
Dame“, auf. Die beiden Charaktere teilen sowohl äußere als auch innere
Eigenschaften.
Quasimodo ist
ein Findelkind, er wird zu Beginn der Geschichte von einem Geistichen
aufgenommen und aufgezogen. Grenouille kann ebenfalls als ein Findelkind
betrachtet werden und wird zu Beginn ebenfalls von einem Geistlichen
aufgenommen, in jedem Fall sind beide Figuren Waisen. Daraus resultiert der
Hass beider Figuren auf ihren Ursprung, auf die, die sie zeugten und großzogen.
Außerdem teilen beide Charaktere ihr hässliches äußeres, Quasimodo seinen
krüppligen Rücken und die Warze auf seinem Auge und Grenouille die Narben des
Milzbrandes und seinen verkrüppelten Fuß. Quasimodo ist nach Jahren des
Glockenläutens taub und Grenouille ist geruchlos, was ebenfalls eine Verbindung
aufweist, da das zwei Eigenschaften sind, die für die jeweiligen Berufe
Glöckner und Parfümeur essentiell sind. Quasimodo und Grenouille werden beide
von den ihnen umgebenen Menschen verabscheut, jedoch genießen diese Menschen
das, was die Protagonisten schaffen. Das von Quasimodo geschaffene
Glockengeläut der Kirche Notre Dame wird von der Bevölkerung genauso genossen
wie die vom Parfümgenie Grenouille geschaffenen Düfte. Im Werk „Der Glöckner
von Notre Dame“ wird von einem „goldenen Herzen“ Quasimodos gesprochen, da er
seiner Liebe Esmeralda gegenüber völlig selbstlos ist, bis hin zur
Selbstaufgabe und dem Tod an ihrem Grab. Ähnlich sind bei Grenouille die Liebe
und Hingabe für das perfekte Parfüm, nach dessen Erreichen er sein Lebensziel
für erfüllt betrachtet. Eine weitere Gemeinsamkeit besteht darin, dass sich
beide Figuren im Laufe der Geschichte in Schuld geraten sind. Sowohl Grenouille
als auch Quasimodo begangen Morde, wobei Grenouille eine sehr große Anzahl
junger Frauen umbrachte, Quasimodo jedoch nur einen Mord aus Verzweiflung und
Ausweglosigkeit begang.
Neben dem
Glöckner von Notre Dame bezieht Patrick Süskind auch die Schöpfungsgeschichte aus
der Genesis in seine Handlung ein. Während Grenouilles Selbstfindungsphase im
Plomb du Cantal tauchen immer wieder Passagen aus der Genesis auf, er erschafft
sich sein eigenes Reich in Trance mit ähnlichem Ablauf der Erschaffung der
Erde.
Zu Beginn der
Schöpfung beider Welten stehen brache Felder, über die Gott Samen aussäht,
während Grenouille seine Düfte verstreut. Wie in der Bibel heißt es auch im
Parfum „und er sah, dass es gut war“. Danach erscheint in Grenouilles Reich der
Weingeist und lässt die Samen gedeihen und die Blüten wachsen, doch die
Erscheinung des Geistes findet in der Schöpfungsgeschichte früher statt.
Anschließend werden die Düfte durch den Wind des Odems über das Land verströmt,
der Bestandteil der Geschichte von Adam und Eva ist. Am Ende seiner Schöpfung
segneten sowohl Grenouille als auch Gott ihr Reich, und aufgrund der
Erschöpfung legten sich beide nieder und ruhten. Der Protagonist Grenouille
wird mit großen, mächtigen Fähigkeiten und als gottgleicher Herrscher
dargestellt. Nach der Erschaffung wird er zornig und zerstört sein Reich, er
ist willkürlich, was weder dem neuen noch dem altem Testament entspricht. Das
ist ein grundlegender Unterschied zur Geschichte der Bibel. Durch die
Anspielungen und Vergleiche zu Gott wird dem Leser die große Macht deutlich,
die von Grenouilles Gabe ausgeht, die Düfte „zu beherrschen“.
Haha sehr spas! Ich liebe das.
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